Samstag, 27. Juli 2013

meine kleine Abrechnung mit den Pfingstlern 


Also mal ganz objektiv, ich hab mich in einer großen Pfingstgemeinde am anderen Ende der Welt  bekehrt, hatte bis dato keine Ahnung, dass man Gott erleben konnte, das alles geschah während dem Krieg, dem Ersten im Irak und ich hab gedacht ich bin der einzig echte Christ südlich des Mains.
Das offenbart  auch schon ein kleines privates Problem, ich leide unter einer Persönlichkeitsstörung, ich denke schon seit früherster Jugend das Universum dreht sich um mich und ich kann die Linie zwischen ich bin einzigartig und einer von vielen nicht immer genau definieren.
Aber dieses Erlebnis war gewaltig, der allmächtige Gott, Schöpfer Himmels und der Erde hat ziemlich unvermittelt sein Interesse an mir bekundet, dem wollte ich mich nicht entziehen, bekommt man so ein Angebot  doch nur einmal im Leben. Dickes Lob an die damalige Gemeindeversammlung, alle Beteiligten haben mir den Schritt leicht gemacht.
Ich halte fest: Bei den Pfingstlern kann man Gott finden, und die Zahlen geben ihnen recht,
vermutlich bekehren sich mehr Leute bei den Pfingstlern und Charismatikern als sonst wo.
Einfach mal wohlwollend angenommen es handelt sich überwiegend um echte Hinwendungen.
Das entkräftigt schlussendlich  auch diese unsägliche Verunglimpfung, diese hätten einen Geist von unten, derselbige wird wohl niemanden zu Gott  führen, also das wäre absurd !
Und hier schaue ich ausnahmsweise weg von mir selber und denke an die vielen ernsthaften
hingegebenen Christen aus der pfingstlich/charismatischen Szene die mir im Laufe meines Lebens begegnet sind und  bleibenden Eindruck hinterlassen haben.
Genug gelobt, es soll ja zu  einer kleinen Abrechnung mit dieser Glaubensrichtung kommen, zu einem späteren Zeitpunkt werde ich mich den konservativen "Bibeltreuen" widmen.
Nach der ersten  rosaroten Anfangszeit, wo alles süper war und kein Wässerchen meinen Optimismus trüben konnte, erlebte ich in den späten 80igern die "Wort des Glaubens" Bewegung um Kenneth Hagin und Konsorten, alle werden gesund, alle werden reich und  für uns Christen gibt es nur eine Richtung, nämlich steil nach oben. Unser damaliger Prediger hatte ein Lieblingswort "wir sind der Kopf und nicht der Schwanz" (irgendwo bei Mose zu finden), dem wollte ich unbedingt zustimmen, zumal mir der Bereich untenrum schon immer Schwierigkeiten bereitet hatte.
Und wenn man wie ich aus der Unterschicht kommt, hat Wohlstand schon einen gewissen Reiz.
Bald darauf entdeckten die Toronto Leute die Liebe des Vaters, es hat sie reihenweise
umgenommen, das fanden viele richtig lustig und vor lauter Freude darüber hat der eine oder andere auch mal den Hahnenschrei manifestiert, oder den letzten Zoobesuch rekapituliert, Stichwort "Löwe von Juda"
Da war ich schon zu groß, da konnte ich und viele andere nicht mehr mitgehen und es kam zu einer Spaltung der Heimatgemeinde ein Trauma das nachwirkt. Wir blieben nicht die einzigen und bis heute finde ich es schamlos von einem Segen zu sprechen.
Ja was soll ich sagen, die Propheten sehen  seit 30 Jahren  eine gewaltige Erweckung auf uns zurollen, analog zum Tsunami 2004. Der Fall der Mauer ist nicht nur Gnade von Gott, sondern ein Zeichen, dass Holocaust und Völkermord beim lieben Gott längst vergeben sind und das Füllhorn kurz vor dem Überlaufen ist.
Ein erleuchteter Kreis von Personen scheint "Geheiminformationen" aus dem Himmel zu erhalten und versorgt damit das sensationsgeile fromme Volk, es gibt nichts Neues unter dem Himmel, das erinnert allzu sehr an die Gnostiker zu Zeiten der ersten Christen.
Oder vereinfacht: Fußball für die Heiden und Allmmachtsfantasien für die Gläubigen.
Zu oft ist der Wunsch  Vater des Gedankens und generiert immer neue abstruse Irrlichter.
Leute wie Todd Bentley (siehe Youtube) wurden von den Köpfen der Bewegung hofiert, und die geben sich somit der Lächerlichkeit preis. Abzocker wie Benny Hinn berauben die Menschen um ihrem Luxus zu frönen. Und wie viele namenlose abgedrehte Prediger manipulieren und malträtieren  ihre 50 Leutchen und machen aus dem Evangelium eine Farce. Wieviele Menschen sollen diesem Moloch eigentlich noch zum Opfer fallen und die Wartezimmer der Therapeuten füllen? Genug geklagt und angeklagt, nimmt es jemanden wunder, dass man irre werden kann an dieser Bewegung, die doch auch so viel Gutes bewirkt.
Aber was gesagt werden muss, muss gesagt werden, da gibt es kein drumherumreden,
kein Abtauchen, keine 3 Affen - Mentalität , nichts hören, nichts sehen, nichts reden.
Nein es muss erlaubt sein  die dunkle Seite der Bewegung ans Licht zu bringen.
Zugegeben ich habe jetzt den linken Rand der Szene im Fokus und die vielen braven Gemeinden
und Prediger die ein Segen für das Land sind ausgeklammert. Ich lege den Finger in die Wunde,
weil dieselbe existiert aber von vielen ignoriert wird. Was nicht sein darf, kann nicht sein, eine leider weit verbreitete Haltung bei den Frommen.
Konstruktive Kritik sollte Lösungsansätze bieten, hier ein Versuch.
Meine Grundüberzeugung ist, die Verantwortlichen, die Leiter und Vordenker sind gefragt,
diese müssen lernen einen offenen Kommunikationsstil zu leben, die dürfen und müssen Dinge benennen und bewerten. Und zwar Tacheles und nicht so larifari um den Brei.
Nichts sagen und bedeutungsvoll gucken hat seine Wirkung verloren.
Aus den eigenen Reihen müssen die Leute aufstehen und sich von Auswüchsen distanzieren.
Die Selbstheilungskräfte müssen aktiviert werden, dann wird auch die oftmals undifferenzierte
Kritik der Evangelikalen verstummen. Und der bösen Welt eine leichte Zielscheibe für
Spott und Hohn genommen
Mündige, freie, denkende Christen diese rhetorische Zielvorgabe darf nicht nur auf die Fahne geschrieben werden sondern muss gelebt werden, dann bleiben den schrägen Vögeln die Leute weg.
Das geht nicht über Nacht, so was will eingeübt, gepflegt und reflektiert werden, aber ich sehe keinen anderen Weg zur Weiterentwicklung, so man sie denn will. Freilich  mündige Schafe sind  eine Herausforderung für manchen Hirten, alles hört auf mein Kommando is nich, da muss man schon ein wenig auf die Leute eingehen wollen und Gottvertrauen braucht es auch wenn man auf Kontrolle verzichtet.
Mein Fazit: Wo Licht ist, ist auch Schatten, aber dieser wurde zu lange  als Morgendämmerung verkauft.. Durch konsequentes Ignorieren, duldsames Zuschauen, und einer wir haben uns alle lieb Mentalität, hat sich ein religiöser Sumpf etabliert, mit gefährlichen Untiefen.
Sind die Verführer und Verführte noch auf dem Weg? Oder ist man schon soweit abgekommen,
dass man Gefahr läuft abzusaufen?
Ist Jesus das Zentrum oder die jeweiligen pseudogeistlichen Steckenpferde?
Ein gefährlicher Zustand , wo ich nicht nur zuschauen mag! Der Sumpf gehört ausgetrocknet!
Gibt es da draußen noch ein paar Mitstreiter?

Robbi Renk






































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