Sonntag, 4. Oktober 2015

Vineyard und die Flüchtlinge

Das Ehepaar Bühlmann hat die Linie vorgegeben, wie man als Christ die derzeitige Masseneinwanderung einzuschätzen hat, damit bin ich nicht ganz einverstanden !

Es ist legitim sich auf die Schrift zu berufen und richtig ist das Gott die Nächstenliebe an Armen,Waisen und  "Fremdlingen" einfordert.
Wir handeln im Geist der Bibel wenn wir Menschen Zuflucht gewähren  und unterstützen. Der Staat tut dies aus vorrangig humanitären Gründen in Verantwortung gegenüber der Weltgemeinschaft, der Einzelne so er denn fromm ist und die christliche Gemeinschaft aus christlichen Motiven.
Es darf aber hinterfragt werden ob die derzeitige "Völkerwanderung" noch abgedeckt ist durch biblische Verse die uns zur Barmherzigkeit gegenüber Fremden auffordert. Apropos Barmherzigkeit: Paulus sagt,  "wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen ", offensichtlich hat "Güte" auch eine Grenze. Das Wort Gottes scheut sich nicht uns mit scheinbaren Widersprüchen zu konfrontieren und zwingt uns zur Dialektik.
Schaut man sich die Bibelstellen zum Stichwort "Fremdling" an so ist neben der Aufforderung zur Fürsorge durch das Volk Gottes, auch die eingeforderte Anpassung der Fremden an verschiedene Bräuche Israels auffallend.
Wichtig erscheint mir ein Ausspruch des Paulus "tut Gutes, zuallererst den Glaubensgenossen". Gal, 6
Da lese ich heraus. Wir dürfen unseren Einsatz für Flüchtlinge fokussieren auf Mitchristen. Die Ost-Europäischen Länder nehmen vorrangig syrische und irakische Christen auf.
An anderen Stellen werden wir aufgefordert zunächst in unserem direkten Umfeld zu wirken, ich verstehe dies als natürliche Handlungsfolge, zuerst kümmern wir uns um uns selber, dann um die Familie, dann um Freunde und Nachbarn, dann um die Leute im Stadtteil oder Dorf dann für die Region , dann fürs ganze Land, dann Europa und dann die ganze Welt.
Unsere Verantwortung nimmt sozusagen mit der Zunahme der Entfernung ab.
Ich stimme Martin Bühlmann nicht zu, wenn er suggeriert der Westen sei Schuld am weltweiten Dilemma, insbesondere dem der dritten Welt.
Das ist mit Verlaub "alt linkes" Gedankengut, da werden  Kolonialismus (ist auch schon ein paar Jahre her) und global agierende  Konzerne für alles Unheil in der Welt verantwortlich gemacht. Hauptfaktoren für Krieg, Armut und Elend, sind aber Machtansprüche, Geldgier und (politischer/religiöser) Fanatismus. Ohne uns aus der Verantwortung zu stehlen, aber den Schuh müssen wir uns nicht anziehen.
Die Nationen waren eine Idee Gottes und drücken seine Lust an der Vielfalt aus. Nationale Identität ist etwas positives, ich wage zu sagen von Gott gewollt. Kollidiert das mit Multikulti-Visionen ? Wir brauchen sicher keine Angst vor Muslimen haben, aber es wäre naiv zu glauben, das eine Zunahme von Islam-Gläubigen ohne Einfluss auf unser Land bleibt. Hier sei noch mal auf die Bibelstellen verwiesen die die Fremdlinge zur "Integration" zwingt, da sehe ich eine zu lasche Haltung unserer Verantwortlichen. Da ist schon die Frage wer inspiriert oder dominiert wen, wir die Muslime oder umgekehrt ?  Ich denke es gibt tatsächlich eine große Bereitschaft der Bevölkerung besonders unter den Gläubigen zur Hilfe, aber auch Bedenken vor Überfremdung, Islamisierung und nicht gelingender Integration. Die gesellschaftlichen Konsequenzen durch die Flüchtlingsströme einfach auszuklammern ist kurzsichtig. Eine undifferenzierte Willkommenskultur wie Martin Bühlmann fordert, würde  Massen-Einwanderung begünstigen wie wir sie im Ansatz gerade erleben und die dann über Jahre anhält. Es gibt seriöse Hochrechnungen die den Nachzug von Familienangehörigen mit einrechnen, die prognostizieren uns bis 2020 eine Migrationswelle von 10 Millionen Menschen. Wer bringt diese in Arbeit und Brot wo sind die leerstehenden Wohnungen, wer übernimmt die Integrationsarbeit ? Vineyard ?
Diese Zahlen bereiten zu recht Sorge, wir deutschen Christen haben  zuerst Verantwortung für die deutsche Bevölkerung im Sinne von "suchet der Stadt Bestes" , dass hat nichts mit Egoismus zu tun sondern mit gesundem Menschenverstand (und Selbsterhaltungstrieb) der auch von Gott kommt. Die Probleme einfach ausblenden und romantisch an optionale Möglichkeiten denken wäre naiv.
Vor einem Jahr war Bühlmann mit Kippa in Berlin unterwegs, seine Eindrücke und Erlebnisse vor allem mit Muslimen, sollte er sich nochmal vor Augen führen. Wenn wir als Christen gesellschaftlich relevant sein wollen, sollten wir die Stimmung im Land genau verfolgen oder wie Luther sagt dem Volk aufs Maul schauen.
Ich gehe noch einen Schritt weiter, ich unterstelle, das Ausblenden von Problemen verursacht durch Migration, das Schönmalen der untragbaren Situation, begünstigt eine fremdenfeindliche Stimmung im Land und ist mitverantwortlich für die wachsende Kluft in der Gesellschaft.
Die Flüchtlingswelle zu instrumentalisieren um unser Gemeindewachstum anzukurbeln, oder endlich eine Aufgabe zu haben, finde ich eher peinlich.
Ich sehe bei Bühlmann zum einen die Aufforderung zur Liebe, da ist nichts einzuwenden, aber in der Einseitigkeit der Betrachtung,  blendet er die eher beklemmende Realität aus, was ich für nicht ausgewogen halte. Wir Christen sollten für Nächstenliebe und Offenheit stehen, aber auch für Besonnenheit, Weitblick und Machbarkeit.
Desweiteren bin ich ein Verfechter der Trennung zwischen Kirche und Staat, dass kann sicher auch zu Irritationen führen (siehe Bildungsplan und Homo-Ehe), ist aber die beste Lösung und verhindert eine korrumpierte Kirche. Auch das ist ein nennenswerter Unterschied zwischen den beiden Religionen, der Islam kennt diese Trennung nicht.
Man sollte die Bibel nicht überstrapazieren und zur Staatsführung einsetzen wollen. Die Botschaft der Bibel ist doch vorrangig auf Beziehung des Einzelnen zum Schöpfer hin ausgelegt.
Man kann die Bergpredigt nicht einfach eins zu eins auf die Politik eines Landes übertragen.
Und ich bin  rege im Netz unterwegs und empfinde die Mehrheit der christlich, konservativen Leute, denkt ähnlich wie ich.

2 Kommentare:

  1. Sorry, ich wage dir zu widersprechen.
    Zum Einen sollen wir nicht differenzieren zwischen dem christlichen Fremdling und dem muslimischen.
    Ja, es ist schon richtig, unseren Brüdern und Schwestern beizustehen, doch das Eine tun und das andere nicht lassen. Wir haben von Jesus Christus seit knapp 2000 Jahren den Missionsbefehl und leider sind inzwischen viele Gläubige Konsumierer anstatt Täter des Wortes. Ich bin ganz sicher nicht links und ich sehe auch kein "linkes Gedankengut bei einem Martin Bühlmann. Im Gegenteil in einer Zeit indem immer sichtbarer wird wo unser Herz (Schatz) ist, ist es wichtig Klarheit zu schaffen. Gerade meine innige Beziehung zu meinem Schöpfer und Retter und meine Bereitschaft IHM zuzuhören brachte mich in die Flüchtlingshilfe und Gott machte mir klar (ohne das ich die Stellungnahme der Vineyard kannte), dass dies der Weg ist denn Gott der Allmächtige jetzt für uns vorbereitet hat. Was die Politik betrifft so halte ich mich zurück. Und was die Mehrheit von Menschen betrifft so sage ich, dass mich nur und ausschließlich Gottes Meinung zu den Dingen interessiert und nicht die der Menschen. Wir alle sind (meine Meinung) immer wieder dazu aufgerufen zu prüfen, auch von wem wir uns regieren lassen. Täglich die Gemeinschaft zu/mit Gott zu suchen und seinem Willen zu folgen.

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  2. Auch von mir ein kleiner Widerspruch, wir dürfen differenzieren, müssen aber nicht, da gibt es viel Freiheit. Wir sollten aber unterscheiden zwischen persönlichem Einsatz für Menschen und gesellschaftlicher Verantwortung, da kann es durchaus Diskrepanzen geben. Oder anders ausgedrückt:
    Es gibt einen Mikro und einen Makrokosmos. Martin Bühlmann hat mit seinem Statement die persönliche Ebene verlassen. Dann gibt es Leute die haben ein Herz für Politik,andere mehr für den direkten Kontakt zu Menschen, auch alles im grünen Bereich. Bedenklich finde ich, wenn dich die Meinung von Menschen nicht interessiert, denk darüber nach ! Ansonsten Respekt für deine Leidenschaft und deinen Einsatz, alles Gute !

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